PROGRAMME Sigune von Osten  2003 / 2004

 
I.  KOMPONISTENPORTRÄTS
(authentische Interpretation)
Sigune von Osten hat mit diesen Komponisten gearbeitet

1.
John Cage
Cage Kaleidoscope

Werke unterschiedlicher Art aus verschiedenen Schaffensperioden:  
Sprache, Volksliedhaftes, Arioses, traditionelle und ethnologische Instrumente, Dias, Film, Toneinspielungen. Sigune von Osten hat Cage persönlich gekannt, ihre Interpretation der "Aria" wurde von ihm autorisiert.  
Besetzung 1- 8 Ausführende (Solo oder mit ensemble Musica Temporale)

 

2.
Olivier Messiaen

HARAWI – Gesang von Liebe und Tod

Gesang und Klavier
auch mit Rezitation von  Gedichten und Texten zu Tristan und Isolde

Olivier Messiaen über Sigune von Ostens Interpretation:
"Der für die Interpretin höchst anspruchsvolle Gesangszyklus "Harawi" hat dank Sigune von Osten neue Dimensionen des Ausdrucks erhalten... Es war ein Wunder. Ihre Metamorphose meines Werkes hat alle meine Erwartungen übertroffen und allen vorausgegangenen Interpretationen außergewöhnlich kreative Momente hinzu gefügt." (1989) 

2. Abend
Chants de terre et de ciel

Poèmes pour Mi (auch Orchesterfassung)
Gesang und Klavier

In Sigune von Ostens Repertoire befindet sich das gesamte Vokalwerk von Olivier Messiaen. Sie hat alle Zyklen mit ihm gearbeitet und zählte zu seinen bevorzugten Interpreten. (Am Klavier Markus Bellheim, Messiaen-Preisträger Paris 2001)

 

3.
Giancinto Scelsi – Caro Amic
o

Solo- und Ensemblestücke, Prosa und Gedichte 

Sigune von Osten hat viele Jahre mit Giacinto Scelsi gearbeitet und war mit ihm befreundet;  er hat ihr Stücke gewidmet (Solo oder mit ensemble Musica Temporale)
In diesem Programm hört man nicht nur Musik von Scelsi sondern auch seine weniger bekannte, sensible Dichtung und Prosa.

 

4.
Luigi Nono
Canciones a Guiomar  (1962 /63)

Sopran, Schlagzeig, Celesta, Gitarre, Violine, Viola, Kontrabass
Omaggio a Emilio Vedova (1960)
Tonband vierkanaliges
<Ha venido>, Canciones para Silvia  (1960)
Sopran, 6 stimmiger Chor   a capella
La fabbrica illuminata  (1964)
Frauenstimme und Tonband
A floresta e jove e cheja de vida  (1966)
Sopran, Schauspielerin, Klarinette, Kupferplattenspieler, Zuspielband

Dieses Programm gibt einen Einblick in die politisch engagierte  Kammermusik Luigi Nonos. Der inhaltliche Kontext ist es, der die einzelnen Stücke aneinander bindet, Zwischenspiele (elektronisch) geben non verbale Hörimpulse. Sigune von Osten kannte Luigi Nono persönlich, er schätzte ihre Interpretation insbesondere von "La fabbrica illuminata" (mit ensemble Musica Temporale)

 

KLASSISCHE MODERNE

1. Arnold Schönberg
Briefe  (Lesung), Das Buch der hängenden Gärten, Pierrot lunaire
auch mit Dias, Filmausschnitten, Toneinspielungen, O-Ton Schönberg
in Verbindung mit Nuria Schoenberg Nono

mit ensemble MUSICA TEMPORALE

2. Arnold Schönberg – John Cage – Ernst Jandl
Streichquartett fis-moll,  stringquartet, Silence

mit Hába Quartett

3. Kurt Weill
Songs und Texte
auch mit Dias, Filmausschnitten, Toneinspielungen
mit ensemble MUSICA TEMPORALE

4. Paul Hindemith
Das Marienleben (1./  2. / Orchesterfassung)

5. Hans Werner Henze "Imaginäres Theater"
Le miracle de la rose, El rey de Harlem

6. Hans Werner Henze "Songs"
Lieder und Tänze (aus La Cubana), Voices

mit ensemble MUSICA TEMPORALE

 

THEMENABENDE
 

1. MUT - Soli (außergewöhnlich)  
mit akustischen und/oder optischen Einspielungen ad.lib. 

André Boucourechliev  Trois extraits du Non d'Oedipe (Jocaste)
Jocy de Oliveira  Medea  
Luigi Nono  Djamila Boupacha /  La fabbrica illuminata  

Marek Kopelent  Black and white tears
Enugis Smahd  Coexistence

Schicksale starker, mutiger Frauen sind Inhalt der kompositorischen Auseinandersetzung:  
Jocaste, bei  André Boucourechliev, Text Hélène Cixous weiß, dass Oedipus ihr Sohn ist und zu dieser Liebe steht.  
Medea, bei Jocy de Oliveira eine Emigrantin aus der dritten Welt, die ihre Kinder umbringt, um sie vor der Brutalität der barbarischen Welt gegenüber allem Andersartigen zu schützen.  
Djamila Boupache, die revolutionäre Studentin, die bei einer Demonstration erschossen wird und die Frau, die in "La fabbrica illuminata" gegen die unmenschlichen Arbeitsbedingungen in einer industriellen Welt aufbegehrt.  
"Black and white tears" ein Psychodram zwischen Bedrohung und Befreiung
Coexistence, ein Aufruf  zum friedlichen Miteinander  
Alle Stücke, mit Ausnahme derer von Nono, sind für Sigune von Osten geschrieben.

2. Stille – Hören (meditativ-besinnlich, mit chinesischen Instrumenten)
Musik von Cage, Scelsi, Hildegard von Bingen, Texte des Dalai Lama, Martin Luther King, John Cage u.a.  

Ein Abend zur Besinnung, entwickelt von Sigune von Osten mit dem chinesischen Musiker Wu Wei und seinen traditionellen chinesischen Instrumenten Sheng, Erhu, Bawu, Xun u,a

3. Liederliche Lieder (frech, unterhaltsam)
Songs, Chansons, Folksongs von Weill, Satie, Ives, Berio

Ein unterhaltsam hintergründiger Abend mit heiteren,  frivolen und besinnlichen Liedern  

5. Coexistence (Cross over)
Engagierte, multikulturelle, improvisierte Musik

Musik mit außereuropäischen und europäischen Musikern und Texten zum Thema "Coexistence", erstmalig gespielt bei der Eröffnung der gleichnamigen Ausstellung des Museum on the Seam Jerusalem in Berlin 2002, entwickelt von Sigune von Osten

6. Novemberland  (politisch engagiertes cross over)
13 Sonette von Günter Grass – Ein musikalisches Statement
von Günter Baby Sommer und Sigune von Osten
Das Unsre – Novemberland – Späte Sonnenblumen – Allerseelen – Ausser Plan – Andauernder Regen – Die Festung wächst – Entlaubt – Nach kurzer Krankheit – Bei klarer Sicht – Wer kommt

Ein Statement gegen Fremdenfeindlichkeit  für Sopran, Rezitator, europäische, arabische, chinesische Instrumente und Jazztett

"War es ein 'Gesamtkunstwerk', was das Ensemble Musica Temporale mit dem Duo Drache, dem Trio Tahkt, dem Günter Baby Sommer-Jazztett, der Sopranistin Sigune von Osten und dem Sprecher Günter Grass in Mainz auf die Bühne zauberte? Nach dem denkwürdig gelungenen musikalischen Abend kann man jenen abgestandenen Begriff getrost verabschieden: Günter Grass hat wieder seinen Platz, seinen Ort gefunden und ist in das Reich der Kunst heimgekehrt, bereit, seine Souveränität republikanisch zu teilen. Ein Trost in der gegenwärtig aufziehenden düsteren Saison, in der die ganze Welt nach "Novemberland" aussieht." Süddeutsche Zeitung