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Sigune von Osten

Impressionen zur Stille

Miho Iwata, ButohTanz

Ausgangspunkt für Sigune von Ostens Beschäftigung mit dem Thema ?Stille? ist die permanente Geräuschkulisse um uns herum, der wir ausgesetzt sind und der wir kaum noch entfliehen können.
Stille? Was ist das, wo gibt es sie noch, besteht überhaupt Bedarf dafür, oder haben wir ? ihrer komplett entwöhnt ? gar Angst vor ihr?

Neun Fragen hat Sigune von Osten Menschen per Mikrophon und Email gestellt. Die Antworten hört man zum Teil zur Einstimmung als Flüsterinstallation im Foyer, später weitere als Einspielungen im Theatersaal.
Naturgeräusche wie Wasser, oder die geheimnisvollen Gesänge der Wale im Ozean sind ebenso Teil der KompoVision wie Haikus ? Gedichte der Stille. Schrift - und Lichtprojektionen, Filmsequenzen sind zu sehen, gepaart mit einem Streichquartett ? auf große Distanz rund um das Publikum postiert ? das sphärische Klänge spielt. Und die chinesische Sheng und die Bawu tragen fort in ferne Gefilde.

Sigune von Osten, Guzheng
Wu Wei, Bawu

Man hört Musik, die sich aus dem geräuschhaften Nichts entwickelt bis zu einem lautstarken Höhepunkt, denn ohne Lautstärke gibt es kein Gefühl für Stille. Die superlangsamen Bewegungen der Butoh-Tänzerin Miho Iwata - eine Traumwandlerin - und die Mitglieder der Tai-Chi Akademie Kaiserslautern bilden Höhepunkte der Stille.
Sieben Impressionen zur Stille tauchen auseinander auf und ineinander ein, sind momentane Aussage, Gedanken, Anregung zum Nachdenken über : ?Was bedeutet Ihnen Stille??

Die Rheinpfalz...
?Stiller als still genossen die Besucher des Corso-Filmtheaters von Ostens eindrucksvolle Studie über menschliche Reaktionen auf feine Töne und Geräusche?? KompoVisionen nennt Sigune von Osten ihre Kompositionen. Ihre Impressionen zur Stille haben eine musikalische Struktur. Das Stück ähnelt einer Chaconne mit einem festen Thema, das ständig in anderen Gewändern auftritt. Man kann die Improvisationen über die Stille auch Metamorphosen, also Verwandlungen nennen. Dabei hat man das Gefühl, einen Kreis zu durchlaufen und immer wieder zurückzukehren an den Anfang. Es gibt kein Ziel, keine Handlung und keine messbare Zeit. Von Ostens Impressionen-Gitter birgt musikalische Pastelle, filigrane Zeichnungen mit sanften Tönen. ? Im weißen Gewand steckt die Butoh-Tänzerin Miho Iwata, die eine wichtige Rolle als Wanderer durch die Stille Zeit übernimmt.
Im Raum verteilt spielt ein Streichquartett aus London irrlichternde leise Flageolett-Töne, die sich langsam klären und steigern, stellenweise von der Dissonanz zur Harmonie wechseln und eingeblendete Interview-Ausschnitte illuminieren?
Am faszinierendsten war die finale Impression mit den Tänzern der Kaiserslauterner Tai Chi Akademie, Schneeflocken auf der Leinwand, Sigune von Osten an der Guzheng und dem Musiker Wu Wei an einer chinesischen Mundorgel und einer Bambus-Traversflöte. Die zarten Töne begleiten Miho Iwatas superlangsame Bühnenwanderung von der Wiege zur Bahre. Die Musik ist zeitlos. Sie kennt weder Rhythmus noch Metrum. Die weiße Waise rutscht langsam über eine schwarze Mauer und ist weg. Der Lebenskreis hat sich friedlich geschlossen

Elysian Quartet: Jennymay Logan, Violine
Miho Iwata, Butoh-Tanz
Elysian Quartet: Laura Moody, Violoncello


Sigune von Osten Stimme / Guzheng / Künstlerische Gesamtgestaltung
ART POINTensemble:
Wu Wei, Sheng / Bawu / Xun u.a.
Elysian Quartet
Miho Iwata, Butoh-Tanz
Krischan Kriesten, Licht- und Videoinstallation
Helge Petzold, Tonregie

Tai-Chi Akademie Kaiserslautern e. V.
Sifu Adelino Rondalli, Leitung

Produktion ART POINT Trombacher Hof

Ca. 90 Minuten, keine Pause

Miho Iwata, Butoh-Tanz Wu Wei, Sheng
Alle Fotos: ART POINT

ART POINT