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Sigune von Osten "... in Bewegung"

"... in Bewegung" heißt die KompoVision für das Stauferjahr 2010 und die Veranstaltungen zum Tag des offenen Denkmals für die Kaiserpfalz Ingelheim. Die historischen Mauern dienen als Szene und Bühnenbild, im Mittelpunkt steht das Reisekönigtum. Diese mittelalterliche Form des Regierens war der Inspirator.

In Bewegung waren die Könige im Mittelalter, die aus dem Sattel heraus ihr Reich regierten, immer unterwegs von Pfalz zu Pfalz. In Bewegung sind die Regierenden heute, die von einer Hauptstadt aus um die Welt jetten. in Bewegung sind die Menschen, die heute - reisefreudiger denn je - für sich die Welt erobern. In Bewegung sind Kulturen, in Bewegung ist das Leben, alles ist in Bewegung.

In Bewegung sind die ausführenden Musiker, und in Bewegung ist das Publikum auf dieser Klangreise durch die historischen Stätten der Kaiserpfalz: Heidesheimer Tor, Aula regia, Saalkirche. Der Weg führt entlang der Stauferschen Pfalzmauern. Es gibt wie in der Reisekönigzeit längere Aufenthalte und kurze Verschnaufpausen. Mit wenigen Mitteln wird ein Kontext geschaffen zwischen einst und heute, der die Gedanken der Besucher in Bewegung bringen soll: Mitgeführte Objekte - Rollkoffer, Hüte, Stöcke, Schirme ... als Symbole für das Reisen und zugleich als Klangobjekte. Der Weg wird zu Fuß zurück gelegt, wie damals bei den einfachen Leuten. Geräusche von handlichen Rollkoffern auf dem Kopfsteinpflaster heute, Pferde und Ochsenkarren damals. Projektionen von Abbildungen der Könige und des Lebens von damals sind zu sehen. Der Reisebericht eines Chronisten von Heinrich VI. wird dem Reiseplan der Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland knapp tausend Jahre später gegenübergestellt, die Beschwernisse des Reisens damals den Problemen des technischen Zeitalters heute. Interviews mit Ingelheimer und Nicht-Ingelheimer Bürgern sind Spiegel dessen, was man heute als Laie über die Kaiserpfalz Ingelheim von einst weiß.

Auch in der Musik werden Assoziationen geschaffen: mittelalterliche Melodien verwandelt in heutige Klänge, Instrumente von einst in der Bauweise von heute: die Drehleier aus dem Mittelalter in moderner, elektroakustischer Bauweise, Alphörner, einst aus Holz, aus dem Hightechwerkstoff Kohlefaser. Sie stehen für das Volkstümliche, Posaunen für Macht und Festlichkeit. Am Schluss finden sich alle in der Saalkirche, der Endstation der Klangreise Hier wird es still und besinnlich, die Zeit und Hektik vorübergehend angehalten. Auch in der Projektion wird das Mittelalter dem heute gegenübergestellt: Abbildungen der Könige von eins gemischt mit Köpfen der Mächtigen von heute. Bilder von tausend Jahre Geschichte rasen zum Schluss am Auge des Zuhörers vorbei. Die Musik entwickelt sich parallel dazu bis zum Eklat. In die folgende Stille tönen einzelne Glockentöne, Anregung zum Innehalten, Hinhören, Nachdenken über ... Bewegung.

Sigune von Osten, Stimme / Guzheng Text / Musik
ART POINTensemble: Robert Morgenthaler / Jean-Jaques Pedretti, Alphörner / Posaunen Matthias Loibner, Drehleier   Jutta Blume-Laubenberger, Cembalo / Klavier
Frank Thomé, Schlagwerk
ART POINTvokalquartett: Sarah Mieth   Sylvia Ziegler   Natasha Fernandez Lopez  
Birgit Auweiler   Sandro Schwertner, Tonregie   Krischan Kriesten, Lichtinstallation

ART POINT Produktion